Frieden beginnt bei uns selbst – Das tägliche Geben und Nehmen und was unsere Lieblingsmärchen über uns aussagen.
Liebe Leserinnen und Leser,
auf der Welt ist gerade unglaublich viel los. Politik hat mich ehrlich gesagt nie besonders interessiert – oft bin ich nicht einmal wählen gegangen. Ich hatte das Gefühl, dass man ohnehin nichts ausrichten kann.
Doch mittlerweile informiere ich mich regelmäßig: Ich schaue Nachrichten, höre Podcasts und versuche, das Weltgeschehen besser zu verstehen. Die aktuellen Kriege, die AfD, Trump – all das macht mich sprachlos. Ich bin bestimmt keine Expertin, aber eines weiß ich inzwischen ziemlich sicher: Wenn wir etwas verändern wollen, dann können wir nur bei uns selbst anfangen – jeden Tag aufs Neue.
Frieden beginnt im Inneren. Wenn wir uns selbst zu mehr Gelassenheit und Mitmenschlichkeit bewegen, hat das Auswirkungen – auf den Partner, die Kinder, Kolleginnen und Kollegen, Nachbarn … ja, vielleicht sogar auf das Miteinander im Straßenverkehr.
Neulich sah ich im Fernsehen, dass sich in Köln Fahrradfahrer und Fußgänger immer öfter „battlen“, weil Fahrräder auf Gehwegen fahren. Da frage ich mich: Wenn wir schon auf so engem Raum Schwierigkeiten haben, friedlich miteinander umzugehen – wie sollen sich dann ganze Länder verstehen?
Geben und Nehmen
Wenn ich morgens aus dem Haus gehe und mir bewusst mache, wie es mir wirklich geht – und was ich mir heute Gutes tun kann –, dann weiß ich: Niemandem geht es schlechter, wenn es mir gut geht.
Ich habe erkannt: Geben kann ich nur, wenn ich vorher genommen habe. Nur wenn ich innerlich erfüllt bin, habe ich etwas zu geben. Viele Menschen helfen, um sich selbst besser zu fühlen – also aus einem Mangel heraus. Vielleicht sollten wir achtsam sein mit denen, die „helfen wollen“, aber selbst leer sind.
Diese Gedanken kamen mir an einem stillen Freitagmorgen, am 26. September, hier am Gardasee.
Märchen und was sie uns erzählen
Ich möchte heute wieder eine Geschichte aus dem Buch
„Ach wie gut, dass ich es weiß…“
von Jakob und Robert Schneider sowie Brigitte Gross (Carl-Auer Verlag) teilen.
In meinem letzten Blogbeitrag habe ich bereits über Aschenputtel geschrieben. Nun möchte ich einige weitere bekannte Märchen vorstellen – und was sie uns über uns selbst verraten können.
Das hässliche Entlein
Die Bedeutung dieses Märchens liegt oft im „untergeschobenen Kind“. Eine Klientin, die dieses Märchen als ihr Lieblingsmärchen nannte, erzählte, dass sie erst kürzlich erfahren hatte, dass sie einen anderen Vater hat als den, bei dem sie aufgewachsen ist.
Schneeweißchen und Rosenrot
Hier geht es häufig um zwei Frauen und einen Mann – und darum, dass nur eine ihn bekommen kann. Wenn eine Klientin dieses Märchen nennt, kann das auf eine Rivalität mit der Schwester hinweisen, vielleicht um die Aufmerksamkeit des Vaters oder eines Partners.
Es geht dabei nie um Schuld oder Bewertung, sondern um das Lösen tiefer innerer Konflikte.
Hänsel und Gretel
Dieses Märchen erzählt von Kindern, die zu früh von zu Hause fortmüssen, weil die Eltern sie nicht mehr ernähren können. Das Mitgefühl gilt den Kindern, doch im Hintergrund steht eine bittere Wahrheit: Das Überleben der Eltern hat Vorrang vor dem der Kinder.
Bert Hellinger formulierte es so:
„Kinder verlassen ihre Eltern, damit die Eltern überleben können.“
Das kann sich auch real in Familiengeschichten zeigen – etwa, wenn ein Kind an eine Tante gegeben wird, damit die Eltern überleben können, oder wenn ein Elternteil als Kind selbst früh zum Arbeiten fortmusste.
Dornröschen
Dieses Märchen bezieht sich fast immer auf eine frühere Geliebte oder Verlobte des Vaters – nie auf einen früheren Partner der Mutter. Wenn jemand Dornröschen nennt, lohnt es sich, dort genauer hinzuschauen.
Märchen als Spiegel der Seele
Märchen können uns zeigen, mit wem wir in unserer Familie unbewusst verbunden sind – und welches Schicksal wir vielleicht nachleben. Es lohnt sich, das eigene Lieblingsmärchen aus der Kindheit noch einmal zu betrachten:
Was macht es heute mit mir?
Auch in Einzelsitzungen arbeite ich gerne mit Aufstellfiguren. Dabei wird oft sichtbar, wer in der Familie fehlt oder mit wem jemand innerlich verbunden ist.
Zum Abschluss
Ich wünsche Ihnen einen friedlichen und erholsamen Herbst.
Mein nächster Blog erscheint im November.
Meine aktuellen Angebote finden Sie hier auf meiner Website. Für Fragen erreichen Sie mich telefonisch zu meinen Sprechzeiten oder per E-Mail.
Mit den allerbesten Grüßen
Claudia Grill