In meinem vorletzten Beitrag habe ich euch die zwei unterschiedlichen familientherapeutischen Richtungen nach Hellinger und Satir vorgestellt. Heute werden wir auf weitere Fragen, die möglicherweise aufkommen, eingehen.
Wann empfiehlt sich welche darstellende Methode?
Wie bereits in der Vergangenheit gelernt, gibt es verschiedene darstellende Methoden. Was nun die richtige Entscheidung für Sie ist, ist schwierig zu sagen, da im Rahmen einer Familientherapie alle Methoden Anwendung finden. Familienskulptur und Familienaufstellung werden häufig in der Anfangsphase der Therapie eingesetzt, während die Familienrekonstruktion zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt.
Vergleicht man Skulptur und Aufstellung, sieht man, dass bei beiden Methoden strikt lösungsorientiert gearbeitet wird. Die Skulpturarbeit eignet sich hervorragend, um sich aktiv mit aktuellen Beziehungsfragen zu beschäftigen. Skulpturen fördern die Kreativität und aktivieren die Neugierde. Sie erleben, dass Sie in der Lage sind, mehr als nur Ihren bisherigen Standpunkt wahrzunehmen und probieren neue Verhaltensweisen aus. Die Skultpurarbeit eignet sich daher gut als Einstieg in die Familientherapie.
Was tun mit Vorbehalten?
Eine Frage kommt im Zusammenhang mit Familienaufstellungen immer wieder auf: Für wen eignen sie sich, und können sie eigentlich auch schaden?
Bisher gibt es keine eindeutige Kontraindikation. Allerdings warnen viele Therapeuten davor, bei psychischen Erkrankungen ohne Vorbereitung und therapeutische Begleitung ein einmaliges Familienaufstellungsseminar zu besuchen. Prinzipiell eignen sich Familienaufstellungen also für jeden, jedoch nicht in jeder Lebenslage und nicht bei jedem Therapeuten. Hierzu ein paar Anhaltspunkte:
Auf die eigene Verfassung achten
Skulptur-, Aufstellungs- und Rekonstruktionsseminare stellen eine sehr intensive Form der Selbsterfahrung dar. Sie erfordern hohe körperliche und seelische Aktivität, da intensiv an eigenen Lebensthemen gearbeitet wird. Die meisten Teilnehmer fühlen sich nach einem Seminar erst einmal ausgepowert – trotz neuer Impulse und Perspektiven. Während einer psychischen Krise sollte diese intensive Arbeit daher besser vermieden werden.
Befürchtungen ernst nehmen
Voraussetzung für den heilenden Prozess ist stets die innere Bereitschaft; und die ist nur vorhanden, wenn Sie in der Lage sind, Ihrem Therapeuten zu vertrauen. Das beruht übrigens auf Gegenseitigkeit. Wenn der Therapeut Ihre Belastbarkeit kennt, kann er weitaus effektiver und zielsicherer arbeiten.
Sollten Sie sich also nicht wohl oder gar manipuliert fühlen, hören Sie auf Ihr Bauchgefühl und nehmen dies ernst.
Besondere Belastungen mitteilen
Falls Sie in der Vergangenheit Gewalt erlebt haben, sollten Sie dass bereits im Vorfeld Ihrem Seminarleiter kundtun. So stellen Sie sicher, dass keine traumatischen Erlebnisse unabsichtlich reaktiviert werden. Die meisten Therapeuten bieten hierfür andere Maßnahmen vor der Familienaufstellung an, mit denen Sie einen psychischen Schutzmantel aufbauen können.
Erst als Teilnehmer und Stellvertreter
Wenn Sie Stellvertreterrollen in den Aufstellungen anderer einnehmen, bekommen Sie bereits ein Gespür für die Wirkungen im Familiensystem. In den Rollen werden Sie viele Gefühle und Körperempfindungen wahrnehmen, die für den Aufstellenden wertvolle Rückschlüsse auf sein Familiensystem zulassen. Gleichzeitig lernen Sie dabei viel für sich.
Ich hoffe, dieser Beitrag hat euch etwas weitergeholfen.
Eure