Heute möchte ich einen Beitrag aus dem Buch von Sieglinde Schneider aus der Reihe „Systemaufstellungen“ mit dem Titel „Vorüber ist nicht vorbei“ erschienen im Carl-Auer Verlag teilen. Sieglinde ist eine langjährige Mentorin von mir, bei der ich 2008 die Ausbildung zum Aufstellen mit Figuren gemacht habe. Seitdem habe ich regelmäßig an ihren Aufstellungsseminaren teilgenommen. Auch ihr Mann Jakob Schneider, einer der Pioniere des Familienstellens, hat zahlreiche Bücher geschrieben und ist eine Inspirationsquelle für mich.
In „Vorüber ist nicht vorbei“ wird Sieglinde von Gabriele ten Hövel interviewt, die bereits mit Bert Hellinger zusammengearbeitet hat. Ein Ausschnitt aus dem Buch, den ich mit Ihnen teilen möchte, beschäftigt sich mit der Bedeutung vergessener Familienmitglieder und vergangener Beziehungen in Systemaufstellungen.
Auszug aus dem Buch:
„Alle, denen wir etwas Existenzielles verdanken, brauchen im System einen Platz: Wer wird oft vergessen? Wer hat keinen Platz und „meldet“ sich später wieder? Frühere Partner, verstorbene Kinder, uneheliche Kinder, weggegebene Kinder, Verstoßene, Familienmitglieder, die Unrecht und Schlimmes getan oder auch erlitten haben: beispielsweise eine Tante, die im Dritten Reich in der Psychiatrie umgebracht worden ist, Kriegsschicksale und ähnliches. Warum sind frühere Partner so wichtig? Ganz einfach: Wenn ein Elternteil bei einem früheren Partner geblieben wäre, gäbe es das Kind nicht. Wenn die erste Frau des Opas nicht gestorben wäre, hätte der Opa nicht die Oma geheiratet, gäbe es deren Kind und die Enkel nicht. Diese erste Frau muss den Platz bekommen. Was genau heißt dass „den Platz bekommen“? Reicht es, zu sagen „aha, die gibt es auch“? Nein, das reicht nicht. Sie braucht Würdigung. Sie hat ihren Platz freigemacht für eine andere und so ermöglicht, dass diese andere Frau das Leben weitergibt. Ein anderes Beispiel: Wenn ein Kind aus erster Ehe vom zweiten Mann adoptiert wird, wird der leibliche Vater häufig wie ausradiert.“
Dieser Auszug verdeutlicht die Komplexität von Familienverstrickungen und die Wichtigkeit, vergessene Familienmitglieder und vergangene Beziehungen anzuerkennen und ihnen einen Platz im Familiensystem zuzuweisen. Diese Erkenntnis kann zu einem tieferen Verständnis und innerem Frieden führen.
Dieses Buch ist eine wertvolle Ressource für alle, die sich mit Aufstellungsarbeit beschäftigen möchten. Bei Interesse an weiteren Einblicken und persönlicher Beratung stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit besten Grüßen,
Claudia Grill